Aufbau einer Taiji-Stunde


Jede Trainingseinheit (90 Minuten) ist gleich strukturiert. Die feste Struktur hat sich als sehr unterstützend für den Lernfortschritt bewährt. Im Verlauf der Stunde werden die Körperübungen immer komplexer. Dabei versuchen wir, in einen immer tieferen Geisteszustand zu kommen. Am Ende der Stunde meditieren wir - und dann tragen wir diesen verfeinerten Geisteszustand in den Alltag.


Übersichtsgrafik zum Aufbau einer Taiji-Stunde.

lockerungsübungen

Zu Beginn jeder Taiji-Stunde machen wir fünf Lockerungsübungen (Loosenings) von Meister Huang Xingxian. Mit den Lockerungsübungen lernen wir, Anspannungen zu lösen, den Körper in die richtige Ausrichtung zu bringen und uns sanft zu bewegen. Gleichzeit beginnen wir, den Geist aus dem Trubel des Alltagsbewusstein heraus in die Ruhe und dann noch weiter nach innen zu bringen. Ein erster Schritt hierfür ist die Konzentration auf die inneren Bewegungen des Körpers.



Taiji-Formen

Anfängerinnen und Anfänger lernen zuerst die Kurzform von Master Huang, die auf der 37-Bewegungen-Form von Zheng Manqing basiert. In jeder Taiji-Stunde sehen wir uns ein Detail genauer an.

Im Üben der Form lernen wir, die inneren Kräfte wahrzunehmen, die durch den Körper aufsteigen, während der Körper selbst immer noch weiter sinkt und sich ausrichtet.

Ansicht der Beine der Teilnehmenden einer Taichi-Gruppe, die gerade die Kurzform läuft.

Fortgeschrittene lernen die Langform (108 Bewegungen von Yang Cheng-Fu) und üben ausserdem noch die Quickfist von Meister Huang, eine schneller ausgeführte Form.



pushing hands

Taiji-Gruppe, die Partnerübungen (Pushing-Hands, Tuishou) bei einem Workshop trainiert.

Auch Tuishou genannt (schiebende Hände).

Es gibt acht Basis-Pushing-Hands-Übungen, die alle in jeder Stunde geübt werden.

Diese Partnerübungen werden sehr sensitiv und ohne Kraft ausgeführt, in einem möglichst tiefen Geistes-Zustand. Wir lernen dabei, die Energetisierung und Aktivierung der Muskeln ins uns selbst, aber auch in unseren Partnerinnen und Partnern zu spüren und eine möglichst sanfte und gute Verbindung durch die Hände herzustellen.


Anwendungen (Applications/Issuing)

Den Abschluss der Pushing-hands-Übungen bieten sogenannte Anwendungen.

Zu Beginn der Anwendungen versucht man, den Körper vollständig zu entspannen und der entgegenkommenden Kraft der Partnerin oder des Partners ohne Widerstand nachzugeben, sobald man den feinsten Druck spürt. Dies erfordert nicht nur gut verwurzelte Füsse und einen stabilen Stand, sondern einen nochmals vertieften Geisteszustand sowie eine Verfeinerung des eigenen Taji.

Dann kommen noch weitere Punkte hinzu, wie z.B. vertikaler Kreis, Fülle-Leere, die Kraft abfangen (intercepting forces), elastischer Druck, eine «Welle» von Energie und Kraft durch den Körper schicken usw.



meditation

Jede Stunde endet mit einer ca. 15-minütigen Meditation.

Meditation ist ein wichtiger und fester Teil des inneren Trainings (Neigong).
Wenn kürzer Zeit ist oder wir draussen trainieren, machen wir statt der Sitzmeditation manchmal eine Meditationsübung im Stehen: «Steigen und Sinken» («Lifting and Sinking»).

Zwei Männer, die in Meditation versunken sind.